Entwicklung von Navigations- und Assistenzsystemen

1. Navigations- und Assistenzsysteme für Menschen mit sensorischen Einschränkungen

Ausgangspunkt der Entwicklungen von Navigations- und Assistenzsystemen, die im ASBUS-Projekt stattfinden, waren die Ergebnisse der Grundlagenforschung, die aus dem Teilprojekt D2 des Sonderforschungsbereichs 627 (Nexus) hervorgegangen sind. Im Rahmen dieser Grundlagenforschung wurde ein Funktionsmodell eines kartenbasierten Navigationssystems für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt. Dieses System mit dem Namen "TANIA" (Tactile and Accustical Navigation and Information Assistant) ermöglicht eine unabhängige Navigationsunterstützung auf gespeicherten Routen. 

TANIA besteht aus einem portablen Rechner, an dem ein Bewegungssensor und ein Kompass angeschlossen ist, mit welchen sich der zurückgelegte Weg schrittgenau tracken lässt. Das System basiert auf digitalen Karten der Umgebung und kann innerhalb und ausserhalb von Gebäuden vollkommen autark betrieben werden. Datenschutz und Privatheit sind daher zu jedem Zeitpunkt gewährleistet.

Optional lässt sich TANIA im Außenbereich mit GPS und innerhalb von Gebäuden mit RFID-Tags synchronisieren, die an wichtigen Landmarken wie z.B. Türen oder Aufzügen angebracht sind. Im Gegensatz zu kommerziell verfügbaren GPS-Systemen lassen sich hier eventuelle Fehler bei der Ortsbestimmung, die z.B. durch schwache oder fehlerhafte GPS-Signale entstehen können, durch den Benutzer selbst korrigieren. TANIA lässt sich benutzerfreundlich umgürten und kann mit nur einer Hand bequem über eine Tastatur und einen Touchscreen bedient werden. 

Vor dem Start wird TANIA vom Benutzer wunschgemäß eingestellt. Als Startpunkt wird standardmäßig der aktuelle Standpunkt angenommen, er kann jedoch auch an einen beliebigen anderen Ort gesetzt werden, so dass auch virtuelle Routen geplant und abgerufen werden können. Das Ziel wird über eine Tastatur oder über eine Auswahlliste eingegeben. Die entsprechende digitale Karte wird dann automatisch geladen. Die Informationen können während des Laufens - auf Wunsch auch automatisch - akustisch oder in Braille ausgegeben werden. Die Ausgabe über eine angeschlossene portable Braillzeile ist insbesondere für Menschen mit Hörsehbehinderung wichtig, da auf diese Weise z.B. auch vollständig taubblinde Menschen auf die gespeicherten Informationen zugreifen können. 

Bei der Erstellung der von TANIA verwendeten digitalen Karten können unter anderem Beschreibungstexte zu Objekten und Landmarken eingearbeitet werden, wie z.B.

  • Hinweise vor Treppen und (Dreh-)Türen,
  • Warnung vor großen Absätzen oder gefählichen statischen (gespeicherten) Objekten 
  • Informationen zur gesamten Gebäudestruktur in virtuellen Informationsbereichen, z.B. am Eingang eines Gebäudes oder außerhalb von Gebäuden an markanten Punkten wie z.B. an Treppenabgänge oder Aufzügen zu S-Bahn-Stationen,
  • Informationen, die für das jeweilige Studium und für den individuellen Studienalltag relevant sind (Sprechzeiten von Dozenten, Fahrpläne auf dem Weg zur Universität usw.)

2. Entwicklung von Navigationssystemen für Sehende

Die ursprünglich für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gedachten Karten erweisen sich auch Menschen ohne Einschränkung als äußerst hilfreich. Nicht nur für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Navigation auf dem Campus eine echte Herausforderung. Viele Studienanfänger, Studierende und sogar langjährige Angestellte sind ebenfalls mit der Navigation auf dem Campus zuweilen überfordert, z.B. aufgrund unerwarteter Raumnummerierungen und komplexer Gebäudestrukturen. Daher werden in aktuellen Forschungsarbeiten, die erstellten Karteninformationen auch über konventionelle mobile Endgeräte verfügbar gemacht.

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